Technische Entwicklungen

Geschichte der Medien und Medienpädagogik
Medienpädagogik ist eine pädagogische Disziplin, die sich mit medialen Inhalten in Bezug auf Kinder und Jugendliche entwickelt hat und bezieht sich auf die Erziehungswissenschaften, Kommunikations- und Medienwissenschaften sowie die Entwicklungspsychologie (vgl. Fleischer/Hajok, 2016:126). Diese reflexive und kritische Betrachtung der Medien entstand bereits in der Zeit der Industrialisierung, in der das Buch seine Bedeutung als Massenmedium gewann (vgl. Moser in von Gross, 2015:13). In den Jahren verlagerte sich der Blick der Medienpädagogik auf die unterschiedlichsten Medien. Zuerst auf die zunehmenden Medien wie Film, Comic, Fernsehen und Computer. Heutzutage ist es der alltägliche Gebrauch von Internet, Smartphone und Computerspielen, der in den Fokus der Disziplin gerückt ist. Bisher haben alle Generationen Medien, vor allem in ihren Entstehungszyklen, nicht nur neugierig bestaunt und interessiert genutzt, sondern auch immer kritisch beäugt. Bevor im weiteren die Geschichte der Medienpädagogik beschrieben wird, sind anhand der Skizze die wichtigsten medialen Hervorbringungen gezeigt.
Daraus ist zu erkennen, dass das heutzutage doch so oft vergessene Buch bereits um 1450 den Beginn der Medien darstellt. Über die Entstehung der Tageszeitung, Telegrafie, Fotografie und der alltäglichen, nicht mehr wegzudenkenden Telefone, Fernsehgeräte und Radios sind wir heute bereits nach den Computern im Zeitalter von Smartphone und Web 2.0 angelangt. Somit hat die Medienpädagogik auch eine lange Geschichte, die allerdings erst seit den 1960er Jahren Einzug in Deutschland hält und wissenschaftliches Fundament besitzt.
Als grobe Orientierung der Geschichte der Medienpädagogik können folgende Phasen genannt werden:
  • Bewahrpädagogik – 1. Drittel des 20. Jahrhundert
  • Propagandistisch-indoktrinistische Medienpädagogik des Dritten Reichs
  • Präventiv-normative Medienpädagogik – von der Fremdbewahrung zur Selbstbewahrung
  • Kritisch-rezeptive/emanzipatorisch-politische Medienpädagogik
  • Bildungstechnologisch-funktionale Medienpädagogik
  • Reflexiv-praktische Medienpädagogik
  • Mit Medienkompetenz zur Medienbildung
Festzuhalten ist, dass es nicht die eine Geschichte der Medienpädagogik gibt. Es gibt viele Entwicklungsstufen. Gemeinsamer Nenner ist es geworden, dass man sich auf drei voneinander abgrenzbare Hauptströmungen beziehen kann. Dies ist die normative Medienpädagogik, die bildungstechnologische und die handlungsorientierte Medienpädagogik (vgl. Fleischer/Hajok, 2015:100). Diese Hauptströmungen basieren auf unterschiedlichen Sichtweisen von Gesellschaft und erzieherischem Verständnis.
Zuerst ging die Medienpädagogik von einem bewahrpädagogischen Anliegen aus, also der normativen Medienpädagogik. Dies bedeutet, Kinder und Jugendliche generell vor den negativen Folgen der Medien zu schützen. In vielen Diskursen hat sich die Medienpädagogik aber in den Jahren von diesem Ansatz aus weiterentwickelt und verschiedene Ansatzmöglichkeiten im Umgang gefunden. (vgl. Moser in von Gross, 2015:14) Ansinnen der Bewahrpädagogik ist es nicht, Kinder und Jugendliche generell hier in Bezug auf Medien von diesen abzuhalten, sondern speziell und fürsorglich an gute Inhalte heranzuführen. Diese pädagogische Perspektive ist in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1970er Jahre anzusiedeln. (vgl. Fleischer/Hajok, 2015:118)
Grundlegend können zwei bewahrpädagogische Ansprüche definiert werden. Zuerst gilt es, bestehende Normen und Werte zu erhalten und weiterhin Kinder und Jugendliche vor schädlichen Einflüssen zu beschützen (vgl. Fleischer/Hajok, 2015:119). Die zweite Hauptströmung ist bezeichnet durch die bildungstechnologische Medienpädagogik, die ihren Start 1957 erlangte. Nachdem die Sowjetunion den ersten Satelliten in den Weltraum sandte, gab es den sogenannten Sputnik-Schock, der gerade in der Bundesrepublik Deutschland das Bestreben hervorbrachte, technologisch an dieser Errungenschaft anzuknüpfen. Heute sind diese Ansätze der bildungstechnologischen Medienpädagogik unter E-Learning, Mediendidaktik oder Lernen mit Medien bekannt. Viele neue Errungenschaften, Lernprozesse mit Medien und medialen Inhalten zu verknüpfen, bekommen bis heute nicht das Augenmerk und werden wie eingangs geschrieben, generell mit kritischen Augen begutachtet. (vgl. Fleischer/Hajok, 2015:120) Zuletzt ist die handlungsorientierte Medienpädagogik zu nennen. Dieser Ansatz entwickelte sich hauptsächlich in den 1980er Jahren unter anderem auch durch den Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke, der einen großen Einfluss auf diese Strömung hatte. Anhand seiner Ausarbeitungen entwickelte sich der Begriff der Medienkompetenz. Dieser Ansatz legt den Blick auf das Ziel der Befähigung und kritischen Auseinandersetzung, dem Um- und Mitgestalten und einer Kompetenzaneignung, um individuelle Lebensumstände und Zielsetzungen zu bewältigen. Die handlungsorientierte Medienpädagogik verliert nicht den Blick auf schädliche mediale Inhalte und Geräte sowie die Auswirkungen auf Kinder, Jugendliche und Gesellschaft. Sie versucht den Blick und das Verständnis von Medien und ihren Inhalten durch die Kompetenz im Umgang mit ihnen zu schärfen und zu schulen. (vgl. Fleischer/Hajok, 2015:122) Ab den 1990er Jahren hatte sich die Medienpädagogik weitestgehend in den deutschsprachigen Ländern zu einer eigenständigen Profession herausgebildet, die mit Lehrstühlen und hoher Wissenschaftlichkeit an den Hochschulen präsent ist. Der bereits seit den 1970er Jahren gelegte Fokus auf die Medienkompetenz, also den Ansatz der handlungsorientierten Medienpädagogik, hat sich weiter etabliert und Medienkompetenz ist Schlüsselbegriff der aktuellen Medienpädagogik geworden. Verschiedene Verbände, Netzwerke und Projekte haben sich auch auf europäischer Ebene gebildet und bringen den strukturellen Aufbau und die Wissenschaft der Medienpädagogik weiter voran.
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