Sozialisationsinstanz

Medien als neue Sozialisationsinstanz

Jugendliche leben aufgrund der Digitalisierung zwischen der realen und der digitalen Welt. Die digitalen Medien werden in verschiedensten Bereichen genutzt und gestalten gleichermaßen die reale Welt mit. Eine Wechselwirkung ist eingetreten. Jugendliche präsentieren sich in der realen und digitalen Welt. Videos, Fotos, Selfies werden selbstdarstellerisch auf den verschiedensten Plattformen gezeigt und dienen der Persönlichkeitsentwicklung. Wer nicht online ist, ist der Gefahr des Ausschlusses ausgesetzt. Dazu aber unter Punkt 3.5. mehr. Jeder Jugendliche ist stets online. Besonders der 15. Kinder- und Jugendbericht, der am 01.02.2017 durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausgebracht wurde, gibt verschiedene Einblicke in die Lebenssituation von Jugendlichen auch unter dem Aspekt der digitalen Teilhabe. Der 15. Kinder- und Jugendbericht zeichnet zum einen den aktuellen Stand der Forschung sowie Diskurse rund um das Thema Jugend ab. Die Kommission hat Jugendliche in speziellen Workshops und Diskussionsrunden eingebunden, um ein Abbild der aktuellen Lebenslagen von Jugendlichen zu bekommen. Das Bundesministerium definiert die Altersgruppe der Jugendlichen auf 12-27 Jahre und zeigt die politische und gesellschaftliche Verantwortung für die Jugend auf. (vgl. BMFSFJ, 2017) 

In Bezug auf die Medien gibt es für Jugendliche bestimmte rechtliche Regeln. Jugendliche ab 14 und unter 16 Jahren dürfen zum Beispiel nur ins Kino, wenn die Vorstellung vor 22:00 Uhr endet oder aber von Erziehungsberechtigten begleitet werden. (vgl. BMFSFJ Jugendschutzgesetz, 2016) Anders als bei Filmen und Computerspielen gibt es auf dem Smartphone oder Computer keine Prüfausschüsse, die Inhalte prüfen und somit regeln. Es gibt Alterskennungen für Filme (FSK) und Computerspiele (USK). Diese Alterskennungen orientieren sich an den zuvor beschriebenen Entwicklungsstufen und sind in ihren Inhalten darauf abgestimmt. FSK und USK gliedern sich in freigegeben ab 0 Jahre, 6 Jahre, 12 Jahre, 16 Jahre und 18 Jahre. 

Anhand des unter Punkt 3.2. gegebenen Überblicks der zu beachtenden Theorien in Bezug auf die Sozialisation Jugendlicher kann man herausarbeiten, wie Medien auf bestimmte Entwicklungsaufgaben einwirken und zu nutzen sind. Medien sind jederzeit präsent und dementsprechend auch genutzt. In der Literatur finden sich viele negative Beispiele, die an dieser Stelle nur nebenbei genannt werden sollen, und der Fokus auf die positiven Zugewinne gelegt wird. Feinmotorische Geschicklichkeit, Auge-Handkoordination, oder gar der Bereich der sozialen Kompetenzen sind hier herauszustellen. Medien sind Bestandteil der Peer-Group. Vernetzung geschieht auf anderer Ebene, aber ein enger und vielseitiger Austausch ist heute alltäglich. Anschlusskommunikation zu Medienerfahrungen vermittelt ein Wir-Gefühl, und wissenschaftlich bewiesen können viele mediale Angebote kognitive Leistungen steigern. Die Entwicklung des moralischen Urteils und die Aneignung einer Werteskala sowie einer ideologischen Position werden sowohl durch fiktionale Medienangebote als auch durch journalistische Berichterstattungen zu Krisen und Konflikten angeregt. Die Kinder und Jugendlichen setzen sich mit der Frage von Recht und Unrecht auseinander und nehmen durch die kritische Auseinandersetzung eine Einordnung von Menschen- und Weltbild vor. Die elterliche Begleitung ist dabei äußerst wichtig um Reflexionsprozesse anzustoßen und sich Orientierung im vielseitigen Medienbereich zu schaffen. (vgl. Süss et al., 2013:54) Soziale Vergleichsprozesse und Rollenidentifikation werden durch verschiedenste mediale Inhalte angeregt und in die Sozialisation eingebunden. Medien bekommen einen alltäglichen Stellenwert in der Gesellschaft. Sie können nicht unterbunden werden, sondern müssen mit Hilfestellung an Kinder und Jugendliche herangetragen werden, damit sich eine kritische Reflexion mit Medien und ihren Inhalten einstellt. Immer mehr Lebensbereiche werden durch die Medien eingenommen und so können Heranwachsende sich anhand vielfältig gezeigter Rollen und Modelle von Partnerschaft und Ehe orientieren. (vgl. Süss et al., 2013:54)

Zusammenfassend kann man sagen, dass Medien Ressourcen und Risiken für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen darstellen. 

  • Sie können die psychosoziale Entwicklung fördern.
  • Sie können zum Beispiel Anregungen für die Entwicklung von Rollenstrukturen oder auch Konfliktlösungsstrategien bieten.
  • Sie werden genutzt, um Verbundenheit mit anderen oder Abgrenzung zu signalisieren.

Der Begriff der Mediensozialisation steht in der Medienpädagogik für alle Bemühungen, das Verhältnis zwischen Subjekt und Medien in der Gesellschaft zu klären. In der aktuellen Sozialisationstheorie und -forschung wird dieses Verhältnis als komplexes Gefüge konzipiert, das auf der Interaktion des Einzelnen mit seiner mediengeprägten soziokulturellen Umwelt und mit den verschiedenen Medienangeboten basiert. Medien sind maßgeblich an der Entwicklung der Persönlichkeit beteiligt.

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